Das wohl begehrteste Gipfelziel Österreichs
Großglockner 3798m
Wie oft ist man wohl schon irgendwo auf einem Gipfel gestanden und hat gesagt: „Ma schau, da Glockner!“ Genau darum ist eigentlich der Traum jedes ambitionierten Bergsteigers zumindest einmal auf dem höchsten Punkt unseres Heimatlandes zu stehen. So auch der große Wunsch meiner treuen Bergbegleiterin Gerda. Doch bei solchen Ausflügen in höhere Lagen spielen aber viele kleine Faktoren eine ganz wichtige Rolle! Leider wurde unser erster Anlauf aus wettertechnischen Gründen bereits im Keim erstickt. Jedoch diesmal, diesmal passte einfach ALLES! Perfektes Bergwetter, TOP Bedingungen und beinahe ALLEINE unterwegs. Den „Glockner-Gipfel“ (3798m) für sich alleine zu haben ist schon ein erhebendes Gefühl.
Mittwoch, 27. Juli 2016 gegen 8.00 Uhr morgens machten sich Gerda, Hans, Heinz, Karl & ich nach kurzfristiger Absprache auf den Weg zum Lucknerhaus (1920m) in Karls am Großglockner. Gleich nach Ankunft mussten wir zu unserem Bedauern feststellen, dass der ausgewiese Parkplatz bereits ziemlich ausgelastet war. „Oh je, da wird sich auch am Glockner einiges abspielen“, dachten wir uns. SO WHAT! Nachdem die ganzen Hochtourenutensilien verstaut waren, wanderte unser 5köpfiges „Glocknerteam“ bei brütender Hitze gemütlich auf der breiten Schotterstraße links des Baches hinauf zur bewirtschafteten Lucknerhütte (2241 m). „PAUSE, ich habe Hunger“, ertönte die Stimme von Heinz. Und somit war der Einkehrschwung auch besiegelt!
Spagetti, Gröstl, Suppentopf und kalte Getränke lautete die Bestellung zur Stärkung für den weiteren Aufstieg zur „Adlersruhe“.
Mit vollgeschlagenem Bauch, die ersten Schritte etwas mühsam, ging es anschließend über den gut ausgetretenen Steig in Richtung der „schaumrollenartigen“ Stüdlhütte weiter. Etwas unterhalb der Hütte ergab sich bei einer Wegverzweigung die Wahl entweder über die Stüdlhütte, oder „Direttissima“. Wie konnte es auch anders sein! Die Entscheidung fiel auf Abkürzung. Keuchend und schweißgebadet stiegen wir die engen Kehren über die steile geröllige Geländerippe bis zum von der Stüdlhütte herüberziehenden Steig höher. SCHNAUF!!! Den etwas flacher angelegten Weg verfolgten wir nun östlich bergan bis zum Erreichen des Ködnitzkees.
Schulbuchmäßig angeseilt steuerte unsere Seilschaft in einem weiten Rechtsbogen über flachen Gletscher auf den rechten Rand des nordöstlichen Gletscherbeckens zu, an welchem der Klettersteig zur „Adlersruhe“ beginnt. Was ist denn hier los? Eine Gratisdusche? Durch die enorme Hitze schoss regelrecht ein Wasserfall über die Felswand. Müssen wir da durch? JEEP … und auf geht’s! Nach der kurzen „Abkühlung“ folgten wir dem etwas ausgesetzten Klettersteig bis zum direkten Ausstieg bei der aussichtsreichen Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe.
Bei Gulasch, Bierchen und einem Stamperl ließen wir den 1. Tag unseres „Glocknerabenteuers“ gemütlich auf der Hütte ausklingen. Der Hüttenwirt berichtete, dass die meisten heute am Gipfel waren und morgen nicht viel los sein wird. Kaum zu glauben für mich! Pünktlich um 5 Uhr früh, nach einer unruhigen Hüttennacht riss uns der Wecker zum Finale aus den Matratzen. GÄHN!!! Die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben saßen wir beinahe wortlos am Frühstückstisch bei Kaffee und 3 Scheiben Brot samt Auflage. Es wurde ernst!
Nach der üblichen Adjustierung folgten wir angeseilt dem Firnrücken entlang zum steilen „Glocknerleitl“. Es ist ja viel steiler als auf den Fotos
zu erkennen war, dachte sich Gerda in diesem Moment. Langsam, step by step stieg unsere Seilschaft die immer enger werdenden Serpentinen durchs steiler ansteigende „Glocknerleitl“ zur Schulter am Beginn des Ostgrates zum Kleinglockner hinauf.
Zu unserer Überraschung tummelten sich heute wirklich nicht viele Alpinisten auf dem österreichischen Dach herum. Konnte uns nur recht sein – KEIN STAU! In leichter Felskletterei im Ier-Bereich folgten wir dem Ostgrat nach oben und widmeten uns anschließend der sehr exponierten Überschreitung des Kleinglockners. Dabei diente ein Halbschlag zur Sicherung an den Sicherungsstangen. Normalerweise spielt sich hier ein Stauaufkommen wie im Berufsverkehr von Großstädten ab. Heute rein gar nichts - kaum zu glauben!
Konzentriert verfolgten wir den Gipfeltrieb weiter und stiegen die mit Drahtseilen äußerst gut versicherte Passage vom Kleinglockner in die bekannte „Glocknerscharte“. Gut gesichert überwand jeder einzelne von uns die schmale, einige Meter lange Scharte zwischen Klein- und Großglockner. Dabei bot sich ein atemberaubender Tiefblick
rechts in die Pallavicinirinne und links in die Südrinne. Nach dem schwindelerregenden Balanceakt begann auf der anderen Seite die Kletterei zum geschmückten Gipfel des Großglockners.
Mit den Krallen der Steigeisen stets nach geeigneten Tritten und mit den Händen nach Griffen Ausschau haltend wurde der Steilaufschwung klettertechnisch bravurös bewältigt.
Letztendlich führte das Finale über plattigen Fels zum ersehnten Gipfelglück. Es war Vollbracht - ein Traum erfüllt! GRATULATION! Überglücklich mit einem Lächeln im Gesicht, ganz alleine auf dem Dach Österreichs, genossen allesamt den beindruckenden Panoramablick bis weit über die Grenzen Österreichs hinaus.
Gratulation an dieser Stelle nochmals an Gerda, Hans, Heinz & Karl.
Lg. Wizi