Eine grandiose Tour auf einen "Seven Summits-Gipfel" Österreichs
Großvenediger 3666m
via Defreggerhaus (2962m)
( 22.-23. September 2012 )
Zum dritten Mal in diesem Jahr führte mich der Weg auf das vergletscherte Gipfeldach des Venedigers. Das kunterbunt zusammen gewürfelte Team aus Freunden und guten Bekanntschaften aus den verschiedensten Landesteilen, traf sich beim Gasthof Islitzer in Hinterbichl/Prägraten im wunderschönen Virgental. Aufgrund des zähfließenden Verkehrs erreichten Angela, Christa, Gudrun, Udo, Joachim und ich etwas verspätet den ausgemachten Treffpunkt in Osttirol. Unsere Tiroler Teilnehmer Maria, Anna, Johannes und Werner warteten dort schon sehnsüchtig auf unsere Ankunft. Neben dem Tiroler-Quartett wartete bereits auch das bestellte „Venediger-Taxi“ und somit gab es nach dem üblichen „Shakehands“ nur noch ein kurzes Getränk, bevor wir unsere Ausrüstung im Taxibus verstauten. Im Anschluss daran chauffierte uns das Hüttentaxi in einer ½ stündigen Bergfahrt „kräfteschonend“ die vielen Serpentinen zum 800m höher liegenden Parkplatz der Johannishütte (2121m). Nun war Schluss mit gemütlich!!! Die Bergstiefel fest verschnürt, den schweren Rucksack geschultert und … somit konnte die zweite Etappe unserer Hochtour, nunmehr jedoch „per pedes“ beginnen. Bereits nach wenigen Metern erreichte unsere 10-köpfige Truppe die Hütte. Einstweilen sich die einen Teilnehmer am Anblick des Inneren Mullwitzkees, zwischen Hohen Aderl (3506m) und des Rainerhorns (3560m) erfreuten, erfreuten sich andere wiederum an der angeblich größten Eisschraube Österreichs.
Obwohl sich tiefe Wolkenschichten über den Horizont schoben, belagerten dennoch unzählige Wanderer die Sonnenterasse der Hütte. Geradewegs zogen wir an ihr vorbei, übersetzten den Zettalunitzbach und folgten dem markierten Wanderweg Nr. 915 erstmals zur Talstation der Materialseilbahn des Defreggerhauses. Nachdem sich einige von uns des Rucksackes bzw. Ausrüstungsaccessoires entledigt hatten, ging es in Serpentinen über Fels- und Moränenrücken weiter bergwärts. Auf diesem Hüttenanstiegsweg war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlicher Gegenverkehr! Die einen stiegen zum Defreggerhaus auf, die anderen ab. Gott sei Dank kannte ich den Zustiegsweg bereits, denn die Hütte selbst versteckte sich lange und man konnte anhand der Karte nur erahnen, wo sie sich befand. Unterhalb des Kapunitzachköpfl (2815m), an dem direkt die Materialseilbahn vorbeiführt, und dem Mullwitzköpfl vorbei rückte das 2963m hoch gelegene Defreggerhaus für alle Beteiligten zum ersten Mal ins Blickfeld. Dennoch trennten uns hier noch 200 Hm von ihr, die die Motivation und den Antrieb aufgrund des ersten Anblicks abrupt in die Höhe schießen ließ. Etwa um 17.00 Uhr war es dann geschafft und wir konnten unsere Zimmer beziehen!
Die restliche Zeit bis zum Abendessen nutzten einige wenige von uns für Erkundigungen rundum das kleine „Hüttendorf“. Ja, ja – der Abend, nach dem wohlverdienten Mahl stand einfach nur unter dem Motto „Geselligkeit & Kennenlernen“. Jede Menge Spaß, dazu ein, zwei Achterl und ein Krügerl Bier bevor wir letztendlich mit kleinen Augen das Schlafgemach aufsuchten. Um ½ 2 Uhr morgens wurde ich dann aus dem Schlaf gerissen! Bei Gudrun hatte sich leider die Höhenluft bemerkbar gemacht. Kopfweh, Schlechtsein & Brechen war die Folge. Nach der üblichen Ersten Hilfe machte ich kein Auge mehr zu. Pünktlich um 6.00 Uhr morgens läutete dann der Wecker. Tagwache!!! Ausgenommen Gudrun – geschlaucht und fertig musste sie leider auf den heutigen Gipfelanstieg verzichten. Nach einem stärkenden Frühstück machte sich eine 9-köpfige Gruppe zum höchsten Gipfel Salzburgs auf. Den Sitzgurt vorausschauend bereits angelegt stiegen wir gemächlich eine Seitenmoräne zum Mullwitzaderl (3126m), unserem Anseilpunkt an.
Steigeisen, Pickel, HMS-Karabiner und Seil wurde ordnungsgemäß angelegt und im Anschluss daran ging es über den blanken Gletscher des Rainerkees zum Fuße des Rainerhorns. Zwischen Hohen Aderl und dem Rainerhorn steile das Kees mehr und mehr an und wir steigen in weiten Serpentinen, zwischen riesigen ausgeaperten Gletscherspalten zum bekannten Rainertörl (3416m) an. Am Oberen Keesboden flachte das Gelände wieder ab und unser Wegverlauf leitete in einem weiten Linksbogen nur mehr moderat ansteigend Richtung Westrückens des Gipfelaufschwunges. Die tief unter uns liegenden Täler wurden von den Nebelbänken regelrecht verschlungen, nur die höchsten Bergspitzen drangen aus denen hervor. Ein phänomenales Schauspiel der Natur!
Es wurde steiler und steiler und plötzlich tauchte die berüchtigte, tischbreite Gratschneide vor uns auf. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gehören hier zur Tagesordnung!
Jedoch für unsere zwei Seilschaften stellte dies keinerlei größeres Problem dar. Am kurzen Seil stieg einer nach dem anderen zum Gipfelkreuz hinüber. Doch diesmal war etwas anders! Das Gipfelkreuz fiel der Permafrost-Schmelze zum Opfer und musste 15 m weiter westlich neu errichtet werden. Meiner Meinung nach, ein viel besserer Platz! Überglücklich, mit einem breiten Lächeln im Gesicht posierte unser Team vor dem Gipfelkreuz eines „Seven Summits-Gipfels“ von Österreich. Noch nie hatte ich hier oben so tolle Wetterverhältnisse wie heute. Fast kein Wind, erträgliche Temperaturen und strahlend blauer Himmel!
Nach einer ausgiebigen Rast, einem ausgedehnten Fotoshooting, führte uns der Abstiegsweg zurück über den Grat, weiter über den Westrücken zum Oberen Keesboden und zwischen Hohen Aderl & Rainerhorn abwärts zum Mullwitzaderl.
Kurzerhand wurden Steigeisen, Sitzgurt und Seil verstaut und schon ging es über das Defreggeraus (kurze Rastpause) talwärts zur Johannishütte. Zwei unserer Gruppe nutzen hier die bequeme Talreise per Taxi, der harte Kern stieg auch noch die letzte Etappe nach Hinterbichl „per pedes“ ab. Immerhin ca. 2300 Hm im Abstieg.
Im Gasthaus Islitzer stieß auch Gudrun, die allein abgestiegen war, wieder zu unserer Gruppe. Auch sie war wiederum voll genesen! Gebührend feierten wir den Ausklang dieser famosen Tour im Gasthaus.
Ein Danke an dieser Stelle an Christa, der zweiten Seilführerin, die schon mehrfach mit mir unterwegs war und all den anderen disziplinierten Teilnehmern dieser fast perfekten Hochtour.
Lg. Wizi