Südtirol/Italien

Eine herrliche und beliebte Aussichtskanzel über dem Tourengebiet von Sulden

Hinteres Schöneck 3128m

Das Hintere Schöneck gehört mit seinen 3128m zu den 22 Dreitausendern der Suldner Talumrahmung und ist ein gegen das Suldental vorgeschobener Berggipfel. Genau deshalb zählt er zu den großartigsten Aussichtsgipfeln in dieser Region. Mit seinem fulminanten Nahblick zu den „ganz Großen“ der Ortler Alpen ist dieser Gipfel besonders empfehlenswert. Eine Überschreitung über das Vordere Schöneck gehört zu den schönsten Touren rund um Sulden.

( 25. Juli 2011 ) Bis zur Düsseldorfer Hütte (rot)

Anfahrt: Aus dem Etschtal bei Sponding Richtung Stilfserjoch abzweigen und weiter über Prad , Gomagoi nach Sulden/Südtirol.

Ausgangspunkt: Parkplatz des Kanzel-Sessellifts (1844m) oder wie in unserem Fall direkt vom Hotel Cornelia aus.

Durch wunderschönen Zirbenbestand leitet uns der mäßig ansteigende Pfad Nr. 11/12 in weiten Serpentinen zur Kanzel-Bergstation (2348m) hinauf. Zur Erleichterung kann bis hierher auch der Kanzel-Sessellift zur Unterstützung dienen! An der Bergstation führt der Wegverlauf anfangs leicht ansteigend weiter, bevor es einige Meter in einen Talboden abwärts geht. Nun über eine kleine Brücke zur sonnigen Flanke, wo man nicht nur die verlorenen Höhenmeter gewinnt, sondern etwa 350 m auf dem Steig Nr. 5 zur Hütte ansteigt. Von der Düsseldorfer Hütte führt der Steig Nr. 25a über den flachen Talboden zur Südostflanke des Schönecks heran. Querend zu den Zaywänden steigt man nun über Schutt und Geröll gipfelwärts auf. In leichter Kletterei, zum Teil mit Drahtseilen gesichert steigt man über Felsbänder und Blockgestein zum Felsblock mit dem Gipfelkreuz auf. Um die Runde zu komplettieren steigt man über den westlichen Gipfelgrat, in steilen, kurzen Serpentinen, Richtung Kälberalm ab. Nach kurzer Zeit, immer in Gratnähe, wird das „Vordere Schöneck“ (2908m) erreicht. Weitergehend auf Almflächen, erreicht man die Kälberalm auf 2248m.Auf dem Weg Nr. 18 kehrt man schlussendlich nach Sulden zurück.

Charakter: Mittelschwere Bergwanderung auf markierten Steigen in hochalpines Terrain, die Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Querungen steiler Hänge, Klettereinlagen 1- und gesicherte Passagen der Kat. A/B gehören hier einfach zur Tagesordnung. Vorsicht bei Schnee und Nässe!

Gehzeit: Aufstieg: Sulden – Kanzel-Bergstation 1,5 Std., Kanzel-Bergstation – Düsseldorfer Hütte 1,5 – 2 Std., Düsseldorfer Hütte – Hinteres Schöneck 1,5 Std., Abstieg über das Vordere Schöneck nach Sulden 2,5 – 3,5 Std.

Höhenunterschied: 1243 m

Einkehrmöglichkeit: Düsseldorfer Hütte (2721m), Kälber Alm (2247m)

Parkmöglichkeit: Parkplatz des Kanzel-Sessellifts (1844m)

Als Übernachtungsmöglichkeit in dieser Region empfehlen wir das Hotel Cornelia in Sulden. Hier wird man im wahrsten Sinne von vorne bis hinten nur verwöhnt.

Tourenplan zum Ausdrucken!

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Irgendwie hatte ich für den ersten Tag in Südtirol eine andere Tour geplant! Doch wie es der Zufall so wollte, verwechselte ich beim Einholen von Informationen bei unserem Hausherrn, der ja schließlich Bergführer ist, eine Klitzekleinigkeit – Den Einstieg.

Gleich hinter unserer Unterkunft dem Hotel Cornelia starteten wir zu fünft unsere heutige Tour Richtung Kanzl (Bergstation des Sessellifts).

Der breite Waldpfad Nr. 12 führte uns in weiten Kehren durch wunderschönen Zirbenbestand immer weiter hinauf. Wie in einem Irrgarten kreuzten sich immer wieder Wege in alle nur erdenklichen Richtungen. Verwirrung pur!

Wenn sich da und dort der Baumbestand mal etwas lichtete, konnten wir den über Sulden brachial emporragenden höchsten Berg Südtirols, den 3904m Ortler bestaunen. Natürlich erweckte er sofort mein Begehren!

Noch waren wir im Glauben die Hintere Schöntaufspitze anzusteuern. Nur Roni wurde etwas misstrauisch. Ein grober Fehler meinerseits nicht in die Karte zu sehen und so marschierten wir weiter bergwärts.

Die ersten 300Hm hinter uns gelassen erreichten wir eine Weggabelung mit der Beschilderung Rosimtal, Düsseldorferhütte und Kanzel-Bergstation. Jetzt wurden wir alle stutzig – ein Blick in die Karte und es war Gewissheit. Falsche Richtung! Was nun?

Die anderen Vier nahmen es locker, ich aber war ziemlich sauer und hatte auch noch den Spott als Führer zu ertragen. Na gut, machen wir das Beste daraus! Ich- wir entschieden Richtung Düsseldorferhütte weiterzuwandern.

Ein paar Minuten später kamen wir zur Kanzel-Bergstation. Bei der vorigen Weg-Entscheidung hatte ich den Schöneck Gipfel schon im Hintergedanken. Als er im Blickfeld auftauchte war sofort klar – umdisponieren, der kam heute an die Reihe.

Unzählige Wanderer nahmen den Sessellift, der den Aufstieg natürlich ungemein erleichterte. Wir natürlich „per fair mean“ – ist eh klar!

Von der Bergstation folgten Angela, Margit, Fred, Roni & ich dem leicht ansteigenden, jedoch sehr breiten Wanderweg weiter in nördliche Richtung. Schon jetzt war ersichtlich, dass es aufgrund der letzten Schneefälle kein leichtes Unterfangen werden würde.

Nachdem man sich in einem weiten Bogen um den Hang herumgedreht hatte, eröffnete sich ein wahrlich herrlicher Blick ins Zaytal. Wegen Steinschlages wurde hier der Wegverlauf etwas geändert und …

… führte einem, dem urigen Wegweiser folgend links in den Talboden des Zaytal abwärts.

Aber es wurde noch uriger! Brücken, so ähnlich wie bei den Flintstones halfen uns das riesige Blockfeld zu queren. Einfach genial und sehenswert!

Jeden einzelnen von uns stand die Begeisterung förmlich ins Gesicht geschrieben. Der „fachkundige Geologe“ Fred erklärte fast jeden Stein.

Äußerst rasch hatten wir auch das „Tal der Feuersteins“ hinter uns gelassen und schon drehte sich der Routenverlauf um die nächste Geländekante herum.

Jede Menge anderer Wanderer hatten scheinbar das gleiche Ziel in Auge. Zumindest die Düsseldorferhütte! Dort wo der Weg Nr. 5 aus Sulden kommend einmündete, half uns eine Brücke beim Überqueren des Baches, bevor …

… uns steiler angelegte und weite Kehren durch die Westflanke Richtung Hütte empor brachten. 2650m zeigte meine Suunto … es wurde zunehmend weißer.

Eine um die andere Kehre schlängelte sich der Weg Nr. 5 durch das Blockwerk nach oben. Man sah zwar die Hütte schon von weitem, kam auch kontinuierlich näher, jedoch es zog sich immens.

Nach ca. 2,5 Std. Aufstiegszeit konnten wir das erste Etappenziel schlussendlich abhaken. Bei einer kleinen Pause stellten wir uns nochmal die Frage: Hinteres Schöneck oder doch Tschengsler Hochwand? Schöneck – Punkt und aus!

Rechts von der Hütte erspähte ich einen ebenfalls ersehnten Südtiroler Gipfel – den Hohen Angelus (3521m). Heute nicht – er oder ich muss warten, aber er entkommt mir sicher nicht!

Unter den Glanzpunkten des „Zermatts von Tirol“ ist das Hintere Schöneck zweifellos einer der reizvollsten und insgesamt lohnendsten Gipfel. Und genau diesen nahmen wir uns jetzt vor.

Links hinter der Hütte lotste uns nunmehr ein Steig mit der Bezifferung 25A zwischen riesigen Blockfelsen zu einem Bach hinunter.

Mittels einem behelfsmäßigem Brücklein wurde dieser schlussendlich in nördlicher Richtung zur Südostflanke des Schönecks überquert. Nun drehte der Wegverlauf links weg und steilte durch eine Schutthalde an.

Fortan gewannen wir relativ rasch an Höhe. Hinter unserem Rücken türmte sich gleich neben dem Hohen Angelus die Vertainspitze, ein weiterer 3000er auf. Sehr schwer auszumachen war von hier die davorliegende Düsseldorferhütte.

Jedoch im nächsten Moment wandten wir uns wieder unserem Aufstiegssteig zu. In Serpentinen leitete er die von Schutt und Geröll übersäte Bergflanke aufwärts.

Der Steig wandelte sich ziemlich rasch in ein grasiges schmales Steiglein und schlängelte sich durch absturzgefährdetes Terrain durch die Südostflanke. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gehören hier zur Tagesordnung.

Doch die größere Herausforderung stellte zu diesem Zeitpunkt die Bodenbeschaffenheit dar. Durch den Neuschnee gestalte sich der Aufstieg als gatschig und überaus rutschig. Einfach grenzwertig!

Nach den vielen engen und vorsichtig aufgestiegenen Kehren, erreichten wir die erste mit Drahtseilen versicherte Steilpassage. Gekonnt wurde sie von jedem einzelnen ohne größere Schwierigkeiten überkraxelt.

Anschließend folgten wiederum abschüssige serpentinenreiche Gehpassagen.

Das nächste gut versicherte Steilstück ließ nicht sehr lange auf sich warten, so mussten die Hände erneut beim Aufsteigen etwas mithelfen.

Auch diese Schlüsselstelle problemlos überwunden, folgte eine leichte Blockkletterei im Bereich I-. Trotz allem musste bei diesen Bodenverhältnissen jeder Tritt genauestens gesetzt werden. Was natürlich jeder gewissenhaft tat!

Eine Gruppe von Wanderern kam uns bei der nächsten gesicherten Passage entgegen. Wir suchten eine geeignete Ausweichmöglichkeit und beobachteten sie aufs Genaueste beim kontrollierten Abstieg.

Nachdem die Gruppe vorbei gezogen war, stellten wir uns dem Hindernis entgegen. Mit Bravur, wie konnte es auch anders sein.

Die nächste Versschnaufpause widmeten wir der absteigenden Gruppe. Man konnte von hier wunderschön auf einen Teil der absolvierten Blockkletterei einsehen.

Etwa 50 Höhenmeter fehlten noch zur Eroberung des Hinteren Schönecks. Zügig arbeiteten wir jeden einzelnen schweißtreibenden Höhenmeter bis zum ersehnten Gipfelglück ab.

Fast zum Greifen nahe zeigte sich der Gipfel mit dem Kreuz im nächsten Augenblick und dies törnte uns noch mehr an. Nur noch wenige Meter den Grat entlang.

Geschafft! Berg Heil stand auf dem Felsen und wir … wir standen auf 3128m, am höchsten Punkt des Schönecks. Ein kleines aber feines schmiedeisernes Kreuz zierte dessen Gipfel.

Das Wetter hatte sich in den letzten Stunden zunehmend verändert. Mittlerweile verhüllten die tiefhängenden Wolken die Gipfel der umliegenden 3000er.

Aber auch unser Gipfel wurde schön langsam von einer Wolke verschlungen. Siehe da, Frau Holle beutelte scheinbar leicht ihr Kissen aus. Einzelne Schneeflocken trieben umher.

Bevor wir schleunigst an den Abstieg antraten, blickte ich ein letztes Mal über den aufgestiegen blockartigen Grat zurück.

Um die Runde zu komplettieren, entschieden wir uns für den südwestlichen etwas längeren, aber auch viel erlebnisreicheren Abstieg über das Vordere Schöneck (2908m).

Raschen Schrittes, sozusagen vom Wetter getrieben, eilten wir eine um die andere Kehre talwärts.

Auch hier war das Gelände meist ziemlich abschüssig, doch wesentlich einfacher als der Aufstiegsweg durch die Geröllhalde der Südostflanke.

Sulden liegt in einem von drei Seiten geschlossenen Talkessel, wie hier sehr gut zu erkennen war. Ringsherum türmten sich eine Reihe von bekannten und begehrten Gipfel dieser Region auf. Leider wurden sie heute von Wolken verhüllt.

Steil abfallend und nicht sehr knieschonend erwies sich der weitere Wegverlauf zur Kuppe des Vorderen Schönecks hinunter, bevor …

… sich der Steig anschließend rechts zur Stieralm weiter abwärts windet.

Riesige Steinmadln kennzeichneten diesen tollen „wolkenverhangenen“ Panoramablick auf die Suldenspitze, Schrotterhorn, Kreilspitze, Königsspitze und Monte Zebru. Aber jetzt kommt das Beste …

… Ein Größenvergleich musste her! So ungefähr: 1,50m gegen 1,70m! Stolz präsentierte sich Angela vorm Mandl … Es fehlten ja nur etwa 20 cm!

Ein kurzes Gelächter und schon setzten wir unsere Rundtour Richtung Kälberalm fort.

Bei der Weggabelung kurz vor der Almhütte hatte man die Auswahl zweier Wege nach Sulden. Die Forststraße Nr. 19 oder den etwas weiteren Wanderweg Nr. 25. Diesmal auf die gemütliche Art – die Forststraße!

Vorbei an der bewirtschafteten Kälberalm Hütte (2247m), …

… wanderten wir gemütlich, so richtig zum Ausgehen nach einer langen Tour, talwärts nach Sulden.

Wie es sich gehörte, öffneten Angela und Margit netter weise Fred und mir das Kuh-Gatterl. Wahrscheinlich dachten sie dabei: „Na, a bissl flotta es zwa Oxn“

Wie schon gewohnt von unseren Abenteuern in den Bergen. Makros der Flora immer erwünscht!

Abschießend marschierten wir den Suldner Promenadenweg Nr. 6 zurück zu unserem Hotel Cornelia, wo der Whirlpool schon wartete. Wir hoffen euch hat’s gefallen. Bis zur nächsten Tour … Die Bergfex’n und Berghex’n. Lg.