Zwei Gipfelziele in den Ötztaler Alpen

Hintergraslspitze 3325m & Hochvernagtspitze 3535m

Trotz ihrer beachtlichen Höhe steht die Hochvernagspitze eigentlich im Schatten der starkfrequentierten Modegipfeln Wildspitze, Similaun & Weißkugel. Kein Wunder, ist sie doch von keiner Seite recht spektakulär. Der Anstieg über die Südflanke ist eine Hochtour der leichten Art, außer einigen steilen Gletscherpartien mit einzelnen Spalten hat man keine Schwierigkeiten zu befürchten. Am Grat erwartet einen dennoch eine schöne und informative Aussicht, denn die Hochvernagtspitze liegt ähnlich zentral wie der Fluchtkogel, ist aber sogar ein Stück höher. Beim Aufstieg über den Vernagtferner sollte man wissen, dass der Gletscher seit dem Mittelalter unter genauer Beobachtung steht. Immer wieder stieß die Zunge bei Kaltzeiten so schnell ins Rofertal vor, dass das Eis den Roferbach aufstaute und die durch das Eis ausbrechenden Wassermassen das ganze Ötztal verwüsteten. Aus den somit notwendigen Beobachtungen des Gletschers bereits in Zeiten als man noch nicht einmal wusste, dass Gletscher fließen entwickelte sich die moderne Glaziologie, die Gletscherforschung. Am Vernagtferner ist heute noch die Kommission für Glaziologie der bayrischen Akademie der Wissenschaften tätig. Der Vernagtferner ist somit einer der am besten erforschten Gletscher der Welt. Die Hintergraslspitzen sind drei benachbarte Gipfel in den Ötztaler Alpen in Tirol und befinden sich im Kamm, der nach Osten vom Nordgrat des Fluchtkogels abzweigt und den Vernagt- vom Guslarferner trennt. Ausgehend vom Hintergrasjoch folgen Richtung Osten zunächst Hauptgipfel (3325m) und der Hintergraslturm (3270 m). Südöstlich des Hintergraslturms befindet sich das sogenannte Hintergrasleck (3170 m), das von der Vernagthütte auf einem markierten Steig erreichbar ist. Der Name des Bergs wurde vermutlich von Hirten oder Jägern kreiert, die ein gewisses Interesse für die an den Südosthängen dieses Bergkamms vorzufindenden Grasflecken zeigten, die abseits der vom Tal sichtbaren Bergrücken lagen.

( 22.-23. August 2015 )

 

Anfahrt: siehe Google Maps Routenplaner

Ausgangspunkt: Rofenhöfe im Bergsteigerdorf Vent im hinteren Ötztal (1896m)


1. Tag: Von Vent folgt man anfangs der ausgeschilderten Asphaltstraße zu den Rofenhöfen, dann weiter entlang des markierten Güterwegs Nr.: 902 durch Wiesengelände immer leicht ansteigend nach Westen zur Materialseilbahn der Vernagthütte. Kurz vor der Materialseilbahn zieht der Steig Nr.: 902 durch die rechte Talflanke hinauf. Auf dem Hangvorsprung „Auf Plattei“ erreicht man das Vernagttal, ein Seitental des Rofentals. Hier öffnet sich der Blick auf den Vernagtferner und die umrahmenden Gipfel. Der Wegverlauf folgt weiter der Flanke bis zur Brücke über den Vernagtbach. Hier wendet man sich nach links und steigt in einer Schleife auf dem steilen Moränenhang zur Vernagthütte auf. Als ideale Akklimationstour am 1. Tag bietet sich die Hintergraslspitze (3325 m), der sogenannte Hüttenberg an. Bis zum Hintergrasleck führt ein neu markierter Grasschrofensteig von der Vernagthütte zügig hinauf. Die folgenden hundert Höhenmeter am scharfen Südostgrat (I, stellenweise II) sind für Alpinisten ein Hochgenuss in griffigem Urgestein, gekrönt von einem umfassenden Ausblick über das Gebiet. Der Hintergraslturm wird dabei auf der rechten Seite umgangen. Abstieg zur Hütte wie Anstieg.

2. Tag: Von der Vernagthütte steigt man in wenigen Minuten auf die Seitenmoräne des Vernagtferners und folgt dieser weiter aufwärts bis zu ihrem Ende, an welchem man ca. auf 2900m Seehöhe den Gletscher betritt. Auf flachem Eis steigt man nun in leicht westlicher Richtung bis zu den vom Gletscher abgeschliffenen Felsen auf, wo auch eine Klimastation steht. Man umgeht diese und quert daraufhin etwas oberhalb die Felsrippe nordwestlich zum etwas steiler herunterziehenden Gletscher hinüber. Nach gut 100 Höhenmetern wird der Gletscher wieder zusehends flacher (Vorsicht Spalten!) und führt in nördlicher Richtung bis zum Fuß des gerölligen Gipfelrats. Man steigt etwa 30 Höhenmeter zum Grat höher, folgt diesem in östlicher Richtung bis zu einer Einsattelung und ersteigt die Hochvernagtspitze über einen kurzen Ab- und Aufstieg. Abstieg wie Anstieg zur Vernagthütte und zum Ausgangspunkt.

Charakter: Bei optimalen Verhältnissen eine recht gutmütige Gletschertour, die auch bestens für Hochtoureneinsteiger geeignet ist (PD-). Gletscherhänge bis 30°. Der Steig auf die Hintergraslspitze wurde neu markiert und die luftigen Passagen (A/B) gut versichert. Nun ist dieser fantastische Aussichtsgipfel auch für einen trittsicheren und schwindelfreien Bergsteiger gut zu erreichen. Ideal am ersten Tag eines Hüttenaufenthaltes, da das gesamte Hochtourengebiet sehr gut eingesehen werden kann. Gute Ausdauer und angesichts der Höhenlage ist gute Akklimatisierung erforderlich.

Gehzeit: Parkplatz – Materialseilbahn Vernagthütte 0,5 Std., Materialseilbahn Vernagthütte ca. 2 Std., Vernagthütte – Hintergraslspitze ca. 1,5 Std., Hintergraslspitze – Vernagthütte ca.1 Std., Vernagthütte – Hochvernagtspitze 3 Std., Hochvernagtspitze – Vernagthütte 2 - 2,5 Std., Abstieg zurück zum Ausgangspunkt ca. 2,5 Std.

Höhenunterschied: 2265 m

Distanz: 30,73 km

Einkehrmöglichkeit: Vernagthütte (2755m)

Parkmöglichkeit: Parkplätze bei den Rofenhöfen, bzw. gebührenpflichtige Wanderparkplätze sind in Vent ausreichend vorhanden.

Tourenplan zum Ausdrucken!
Hintergraslspitze (3325m) & Hochvernagts
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GPS Track & Höhenprofil

GPSies - Hintergraslspitze (3325m) & Hochvernagtspitze (3535m)

Die Bilder zur Tour