Ein eher wenig bekannter Gipfel der Ötztaler Alpen
Hochvernagtspitze 3535m & Mittlere Guslarspitze 3128m
Trotz ihrer beachtlichen Höhe steht die Hochvernagspitze eigentlich im Schatten der starkfrequentierten Modegipfeln Wildspitze, Similaun & Weißkugel. Kein Wunder, ist sie doch von keiner Seite recht spektakulär. Der Anstieg über die Südflanke ist eine Hochtour der leichten Art, außer einigen steilen Gletscherpartien mit einzelnen Spalten hat man keine Schwierigkeiten zu befürchten. Am Grat erwartet einem dennoch eine schöne und informative Aussicht, denn die Hochvernagtspitze liegt ähnlich zentral wie der Fluchtkogel, ist aber sogar ein Stück höher.
Beim Aufstieg über den Vernagtferner sollte man wissen, dass der Gletscher seit dem Mittelalter unter genauer Beobachtung steht. Immer wieder stieß die Zunge bei Kaltzeiten so schnell ins Rofertal vor, dass das Eis den Roferbach aufstaute und die durch das Eis ausbrechenden Wassermassen das ganze Ötztal verwüsteten. Aus den somit notwendigen Beobachtungen des Gletschers bereits in Zeiten. als man noch nicht einmal wusste, dass Gletscher fließen entwickelte sich die moderne Glaziologie, die Gletscherforschung. Am Vernagtferner ist heute noch die Kommission für Glaziologie der bayrischen Akademie der Wissenschaften tätig. Der Vernagtferner ist somit einer der am besten erforschten Gletscher der Welt.
( 26.-27. Juli 2015 )
Anfahrt: siehe Google Maps Routenplaner
Ausgangspunkt: Rofenhöfe im Bergsteigerdorf Vent im hinteren Ötztal (1896m)
Von Vent folgt man anfangs der ausgeschilderten Asphaltstraße zu den Rofenhöfen, dann weiter entlang des markierten Güterwegs Nr.: 902 durch Wiesengelände immer leicht ansteigend nach Westen zur Materialseilbahn der Vernagthütte. Hier endet der Fahrweg und geht in einen breiten, gut ausgebauten Wanderweg über. Diesem folgt man, teils mit Drahtseilen versichert entlang steiler Hänge durch das am Beginn schmale Tal hoch über der Rofenache taleinwärts. Letztendlich dreht der Wegverlauf nach Südwesten ab, quert den Vernagtbach auf einer Holzbrücke und wandert oberhalb der Rofenalm vorbei zum bereits sichtbaren Hochjoch Hospiz hinauf. Von der Hütte folgt man der Beschilderung "Mittlere Guslarspitze - Doloretteweg" schräg nach Nordwesten über Wiesengelände aufwärts, hält sich bei der ersten Weggabelung links und wandert den Doloretteweg weiter entlang (rechts führt der Bergweg rund um die Guslarspitze zur Vernagthütte).
Der markierte Weg dreht um einen Rücken zu einer weiteren Weggabelung herum, an welcher man den „Doloretteweg“ verlässt und rechts über schön kupiertes Gelände in nördliche Richtung höhersteigt. Am Schluss geht es über Blockwerk in eine Einsattelung auf den Verbindungsrücken zwischen Hintere und Mittlere Guslarspitze, von welchem man nach rechts den Gipfel mit dem großen Gipfelkreuz erreicht. Vom Gipfel der Guslarspitze geht es zurück in die Einsattelung und in Serpentinen rechts über einen mit Geröll und Schutt durchsetzten, kurzen Steilhang hinunter in Richtung Hochvernagthütte. Man quert den Guslarbach und steigt entlang des moderat ansteigenden Steiges zur Hütte hoch. Von der Vernagthütte steigt man in wenigen Minuten auf die Seitenmoräne des Vernagtferners und folgt dieser weiter aufwärts bis zu ihrem Ende, an welchem man ca. auf 2900m Seehöhe den Gletscher betritt. Auf flachem Eis steigt man nun in leicht westlicher Richtung bis zu den vom Gletscher abgeschliffenen Felsen auf, wo auch eine Klimastation steht. Man umgeht diese und quert daraufhin etwas oberhalb die Felsrippe nordwestlich zum etwas steiler herunterziehenden Gletscher hinüber. Nach gut 100 Höhenmetern wird der Gletscher wieder zusehends flacher (Vorsicht Spalten!) und führt in nördlicher Richtung bis zum Fuß des gerölligen Gipfelrats. Man steigt etwa 30 Höhenmeter zum Grat höher, folgt diesem in östlicher Richtung bis zu einer Einsattelung und ersteigt die Hochvernagtspitze über einen kurzen Ab- und Aufstieg. Abstieg wie Anstieg zur Vernagthütte. Der „Vernagthütte - Normalweg“ Nr.: 902 führt zuerst in einer Schleife über einen Moränenhang hinunter zu einer Brücke. Man quert die Rofenache und folgt daraufhin dem Steig durch die Flanke des Vernagttales bis zu einem Hangvorsprung namens „Auf Plattei“. Von dort wandert man in vielen Serpentinen über Wiesenmatten hinunter zur Materialseilbahn und letztendlich talaus zum Ausgangspunkt.
Charakter: Bei optimalen Verhältnissen eine recht gutmütige Gletschertour, die auch bestens für Hochtoureneinsteiger geeignet ist (PD-). Gletscherhänge bis 30°.
Gute Ausdauer und angesichts der Höhenlage ist gute Akklimatisierung erforderlich.
Gehzeit: Parkplatz – Materialseilbahn Vernagthütte 3 Std., Materialseilbahn Vernagthütte – Hochjoch Hospiz 2 – 2,5 Std., Hochjoch Hospiz – Guslarspitze 1 – 1,5 Std., Guslarspitze – Vernagthütte 1 – 1,5 Std., Vernagthütte – Hochvernagtspitze 3 Std., Hochvernagtspitze – Vernagthütte 2 - 2,5 Std., Abstieg über Normalweg zurück zum Ausgangspunkt ca. 2,5 Std.
Höhenunterschied: 2019 m
Distanz: 26,83 km
Einkehrmöglichkeit: Hochjoch Hospiz (2413m), Vernagthütte (2755m)
Parkmöglichkeit:
Parkplätze bei den Rofenhöfen, bzw. gebührenpflichtige Wanderparkplätze sind in Vent ausreichend vorhanden.
Die Bilder zur Tour