Eisgipfel der Extraklasse
Monte Cevedale 3769m & Suldenspitze 3376m
Der Monte Cevedale wird auch noch als schönste Aussichtswarte der Südalpen gehandelt und darf als einer der lohnenswertesten Gipfel der gesamten Ostalpen bezeichnet werden. Vom Cevedale zweigt ein Bergkamm nach Süden ab, der sich bis zum Caviapaß zieht und mit einem runden Dutzend Erhebungen über 3500m die bedeutendste Ansammlungen von vergletscherter Hochgipfel in der Ortlergruppe, ja der gesamten Ostalpen stellt. Der Cevedale selbst ist ein majestätischer Berg, der völlig überfirnt ist und hoch über den Tälern von Martell, Peio und Cedec aufragt. An seinem Gipfel laufen jene drei Grate zusammen, aus denen sich die mächtigsten Berge der ganzen Gebirgsgruppe erheben. Ein rund 650m langer, luftiger Firngrat verbindet den Cevedale mit der Hinteren Zufallspitze, die sehr oft in einer Überschreitung vom Cevedale her erreicht wird. Die spaltenarme Gletschertour ist auch für Hochtourenanfänger bestens geeignet. Doch eines sei vorweg gesagt: Der Monte Cevedale ist kein Wanderberg! Alleine schon seine Höhe macht ihn zu einem hochalpinen Unterfangen. Und: spaltenarm heißt auch nicht gleich spaltenfrei! Zudem wird der Bergschrund immer widerborstiger. Das Seil hat also auch in diesem nicht allzu schwierigen und fast immer gut gespurten Anstieg seine Berechtigung. Der Zustieg zur Casatihütte über den Suldenferner und Suldenspitze ist hingegen spaltenreich!
( 08.-09. Juli 2016 )
Anfahrt: siehe Google Maps Routenplaner
Ausgangspunkt: Sulden, Parkplatz der Talstation Suldenbahn
Tag 1: Von der Talstation der Suldenbahn folgt man dem unschwierigen, aber stetig ansteigenden Fahrweg in Serpentinen anfangs durch lichten Wald, dann über offenes Gelände zur Mittelstation und weiter zur Schaubachhütte (Rifugio Citta di Milano) empor. Alternativ kann man bis zur Mittelstation auch den rechts des Suldenbaches mit 2a bezifferten „Ertelweg“ wählen. Bequemer geht es selbstverständlich mit der Suldenbahn!
Tag 2: Von der Schaubachhütte wandert man entlang des breiten Weges südwärts zum Schutt der östlichen Randmoräne. Nun folgt man den Trittspuren und Steinmännern über alpines Blockgelände zum Ansatz des spaltenreichen Suldenferners höher, den man schlussendlich nach etwa einer 1/2 Stunde auch erreicht und dort anseilt. Zunächst moderat, dann steiler ansteigend verläuft die Route angeseilt über den Gletscher südlich bergwärts und man erreicht nach einem Steilaufschwung eine deutlich, flachere Ausbuchtung nach Osten. Darüber befindet sich der meist ausgeaperte Eisseepass. Eventuell dorthin führende Spuren schenkt man keine Beachtung! In einem leichten Rechtsbogen steigt man ab hier den abrupt ansteilenden Suldenferner mühsam in Richtung Süden höher. Kleineren Verwerfungen und großen Spalten ausweichend, gelangt man so unter die steile Firnflanke der Suldenspitze. Hier hält man sich rechts, um weiter in die Janigerscharte westlich der Suldenspitze aufzusteigen. Ohne größere Schwierigkeiten erreicht man linkshaltend entlang des Kammes den Gipfel. Relativ einfach und problemlos gestaltet sich daraufhin der kurzweilige südseitige Abstieg (ca. 130 Hm) der Suldenspitze hinab zur Casatihütte. Von der Hütte steigt man wenige Meter zum Gletscher ab. Die meist gut eingetretene Trasse führt mäßig ansteigend mit kurzen steileren Aufschwüngen über den Zufallferner zum Fuße der etwa 40 Grad steilen Nordflanke des Monte Cevedale bergan. Für den rein hypothetischen Fall einer fehlenden Spur peilen wir den tiefsten Punkt im Grat zwischen Cima Cevedale und Monte Cevedale an. Die steile Nordflanke nach dem Bergschrund wird in der Regel von links nach rechts oben in eine kleine Einsattelung gequert. Rechtshaltend erreicht man letztendlich über eine schmale, exponierte Firnschneide das Gipfelkreuz des Monte Cevedale. Abstieg zur Casatihütte wie Anstieg.
Charakter: Eine beliebte Hochtour (PD-) über den zum Teil steilen und spaltenreichen Suldenferner zur Suldenspitze. Dann meist nicht allzu steile und spaltenarme Gletscher, welche aber dennoch komplette Gletscherausrüstung und entsprechende Erfahrung erfordert. Die finale 40 Grad steile Nordflanke und der Gipfelgrat können bei Vereisung schnell zum Problem werden. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unumgänglich! Belohnt wird man mit einem imposanten Anblick von Ortler, Monte Zebru, Königsspitze und einem phänomenalen Rundumblick.
Gehzeit: Talstation Suldenbahn – Schaubachhütte (Rifugio Citta di Milano) ca. 1,5 Std., Schaubachhütte – Suldenspitze 2,5 – 3 Std., Suldenspitze – Casatihütte (Rifugio Casati) 30 Min., Casatihütte – Monte Cevedale 2 Std., Monte Cevedale – Casatihütte 1,5 Std.,
Höhenunterschied: 1925 m
Distanz: 14,35 km
Einkehrmöglichkeit: Schaubachhütte (Rifugio Citta di Milano (2581m)), Casatihütte (Rifugio Casati (3269m))
Parkmöglichkeit: am Parkplatz der Suldenbahn ausreichend vorhanden.
Die Bilder zur Tour