Stramme Tagestour auf den dritthöchsten Berg des Toten Gebirges

Schermberg 2396m

Einst betrachtete man den Schermberg als Schutz und Schirm über dem Tal. "Ich bin kein Phantast, seufze nicht vor jedem Wasserfall und komme nicht vor jeder Felswand und jedem Schneefeld in Aufregung", schrieb Sepp Huber einmal über den Schermberg, "aber hier wirkt die Natur übergewaltig". Das ist nicht übertrieben: 1400m ist seine Nordwand hoch un ca. 2km breit - damit steht sie in einer Reihe mit der Trigtlav-Nordwand oder Watzmann-Ostwand. Und doch lässt sich der Steinriese verhältnismäßig einfach erklimmen.

( 19. Juli 2011 )

Anfahrt: A1 Abfahrt Vorchdorf nach Pettenbach/Grünau, Richtung Almsee bis Habernau (Gasthof Jagersimmerl) und Forststraße in die Hetzau bis zum Almtalerhaus (710m).

Ausgangspunkt: Almtaler Haus (710m), Grünau.

Man wandert vom Almtaler Haus auf der Forststraße mit der Wegmarkierung Nr. 215 in südliche Richtung in die sogenannte "Hintere Hetzau" bis zur Talstation der Materialseilbahn der Welser Hütte. Auf einem kleinen Steiglein überquert man ein Bachbett und schräg zur imposanten Felsstufe des Bergmassivs, das in unzähligen, teils versicherten, Kehren überwunden wird. Durch den lichen Bergwald, später durch Schutt zu einer weiteren Wand, die man via einer Leiter ersteigt. Auf einem Felsband nach links und über einen steilen Hang zur Welser Hütte empor. Weiter geht es auf dem Steig Nr. 215 hinauf zum Fleischbanksattel am Rande des Hochplateaus, wo der STeig Nr. 262 einmündet ( in unserem Fall bevor es weiter Richtung Schermberg geht ein kurzer Abstecher hinauf zum Gipfel des "Großen Priel (2515m)" und wieder hierher retour). Hier rechtshaltend auf dem Ausseerweg sanft absteigend über riesige Felsplatten und Schutt am Fuße des "Sauzahns" zur Weggabelung Nr. 215/263. Ab hier dem Weg Nr. 263 durch den festuften Felshang auf die "Pfaffenschneid" und auf dieser rechts zum ungewöhnlich gestalteten Gipfelzeichen auf der Spitze des ca. 2396m hohen Schermberges hinauf. Beim Abstieg zuerst ein kurzes Stück zurück auf dem Grat, dann links bei der Wegkreuzung auf Pfad Nr. 263 abbiegen und durch einen Fels- und Schutthang hinab in das Kar zwischen dem "Almtaler Köpfl" und dem "Sauzahn". Unten erreicht man wieder Anstiegsweg, auf dem man links zur Welser Hütte und anschließend zum Almtaler Haus zurückgelangt.

Charakter: Stramme Tagestour auf den dritthöchsten Gipfel des Toten Gebirges. Die Steige sind stellenweise sehr steil, ausgesetzt und gesichert. Bei unsichern Wetterverhältnissen (z.B. Nebel oder Schneelage) wird die Orientierung auf dem Plateau sehr schwierig.

Höhenunterschied: ca. 1700m, inklusive Besteigung des Großen Priels ca. 2200m

Gehzeit: Aufstieg: Almtaler Haus - Welser Hütte ca. 2 Std., Welser Hütte - Großer Priel ca. 2 Std., Großer Priel - Schermberg ca. 2 Std., Abstieg: Schermberg -Welser Hütte ca. 1,5 Std., Welser Hütte - Almtaler Haus ca. 1,5 Std.

Einkehrmöglichkeit: Almtaler Haus, Welser Hütte

Parkmöglichkeit: Parkplatz beim Almtaler Haus (710m)

Tourenplan zum Ausdrucken!

Schermberg 2396m.pdf

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An diesem wunderschönen Tag sollte für mich ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen. Schon lange wollte ich endlich mal hinauf auf den höchsten Berg Oberösterreichs, den „Großen Priel (2515m)“ und heute war es endlich soweit.

Wir starteten frühmorgens vom „Almtaler Haus (714m)“ aus mit unserem Gipfelsturm. Es galt heute ca. 1800 Höhenmeter zu meistern. Dass noch jede Menge mehr dazukamen wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Von weitem konnte man schon unser erstes Etappenziel, die „Welser Hütte (1740m)“ schon ausmachen. Wir folgten also dem markierten Wanderweg Nr. 215 ein schönes Stück Richtung „Priel Massiv“ bis der eigentliche Steig begann.

Der weitere Aufstiegsweg zur „Welser Hütte (1740m)“ ist bereits im Fotoarchiv unter „Großer Priel“ genauestens beschrieben …

… und wird von mir an dieser Stelle weggelassen. Es ging kurz gesagt in unzähligen Serpentinen und seilversicherten Passagen (auch Eisenleitern) durch Fels, Schutt, Latschen- und Bergwaldgelände hinauf zur Hütte.

Nach einer Wanderzeit von ca. 2 Stunden waren wir bei der traumhaft schön gelegenen „Welser Hütte“ auf einer Seehöhe von ca. 1740m angekommen. Nach einer kurzen Einkehr .. ging es rechts von der Hütte weiter …

… und die ersten Eisenleitern wollten bezwungen werden.

Oben angekommen bei den sogenannten „Teicheln“ wurde man fast von der beeindruckenden Bergszenerie erschlagen. Da blüht das Bergwanderherz so richtig auf.

Den folgenden Wegabschnitt möchte ich als sehr Steinschlag gefährdet bezeichnen. Deshalb hielten wir uns ran und marschierten zügig weiter was nicht immer so leicht war aufgrund der Wegbeschaffenheit. Devise: Ein Schritt vor und wieder zwei zurück.

Rechts türmte sich das „Almtaler Köpfl (2204m) auf und vor uns die erste Steilstufe der „Fleischbänke“. Der Wanderweg war bestens markiert.

Für den geübten Bergsteiger sollte es kein Problem darstellen die mancherorts seilversicherten Fleischbänke zu überwinden. Alle anderen … bitte unbedingt aufpassen!

Oben angekommen am „Fleischbanksattel (2123m)“. Vor uns eine wahrlich imposante Erscheinung … die „Spitzmauer (2446m)“ links und der „Weitgrubenkopf (2259m)“ rechts.

Blick nach rechts zum „Temlberg (2331m)“ und rechter Hand davon das „Rotgschirr (2261m)“. Wie Ihr sehen könnt gibt es noch sehr viele Gipfel hier oben die noch bestiegen werden wollen.

Der Fleischbanksattel war zugleich eine wichtige Weggabelung. Wir verließen Weg Nr. 215 und hielten uns Richtung Weg Nr. 262/260 hinauf zum Gipfel des „Großen Priel (2515m)“. Ein gewaltiger Bergrücken (300 HM) brachte uns hinauf …

… zum letzten Kriterium bei einer Besteigung des „Großen Priel (2515m), dem etwas ausgesetzten Gipfelgrat. Unbedingt aufpassen und nur bei guten Verhältnissen begehen … sonst wird es gefährlich!

Endlich! Ich war beim Gipfelkreuz angekommen. Ich konnte es noch gar nicht fassen. Ein Traum ging in Erfüllung. Dankeschön Herr Gott! Da es aber saukalt war beschlossen wir unsere Jausen Pause etwas unterhalb abzuhalten.

Wir wanderten deshalb den Gipfelgrat wieder zurück und einige Höhenmeter tiefer.

Während unserer Rastpause konnten wir von Zeit zu Zeit, sofern der Nebel nicht zu dicht war, immer wieder mal einen Blick zurück auf das Gipfelkreuz werfen.

Wir hatten noch so viel Zeit und so viel Kondition, was tun? Zurück zum Fleischbanksattel und dann noch hinauf zum „Schermberg (2396m)“ sagte Rudolf. Ja, dachte ich mir … wir sind verrückt genug ... das packen wir!

Wir wechselten wieder auf den altbekannten Wandersteig Nr. 215, auch „Ausseer Weg“ genannt und folgten den unzähligen „Bepinselungen“ auf den Steinen.

Wir waren nicht ganz alleine wie wir feststellen mussten. Die eine oder andere „Gams“ beobachtete uns aus sicherer Entfernung.

Wären hier nicht so viele Markierungen und vielleicht auch noch eine Nebelsuppe man wüsste garantiert nicht mehr wo es langgeht.

Um die nächsthöhere Etage zu erreichen mussten vereinzelt auch solche Treppen gegangen werden.

Der Wanderpfad windete sich mal links mal rechts durch diese „Mondlandschaft“.

Irgendwo in diese Richtung geht’s auch hinüber zum „Albert-Appel-Haus“.

Wenn man so ein tolles Farbenkleid trägt fällt man garantiert auf. Es erstaunt uns immer wieder wie an solchen Stellen solch wunderschöne Blumen wachsen können.

An dieser Stelle angekommen stellten wir fest, das wir gleich ins Schwitzen geraten werden. Es hieß eine weitere Steilstufe zu überwinden.

Eine Wegkreuzung der etwas anderen Art. Alles lag am Boden rum bzw. alles war auf die Steinblöcke gepinselt. Schon lustig?

Wir wechselten erneut auf einen anderen Wanderweg. Dieser trug die Nummer 263 und das sollte sich bis zum Gipfel des „Schermberg (2396m)“ auch nicht mehr ändern.

Noch einmal eine kleine Trink- und Verschnaufpause denn jetzt war es endgültig aus mit gerade. Ab hier sollte es nur mehr nach oben gehen.

Blick nach links hinüber zum „Rotgschirr (2261m)“.

Der folgende Abschnitt war etwas „happig“ zu begehen. Einerseits riesige Felsplatten und andererseits mindestens genauso große, rasiermesserscharfe Felsspalten.

Versteinerungen soweit unsere Augen blicken konnten. Was das wohl darstellen soll? Wir wissen es definitiv nicht.

Noch ein kurzes Stück schräg nach oben über diese Felsplatte hinweg …

… bevor wir dem Wegverlauf Richtung rechts und hurtig steil nach oben folgten.

Und wie gesagt immer schön aufpassen und auf den Boden schauen sonst verschluckt einen so manch ein riesiger „Höllenschlund“.

Selten bei unseren Bergtouren sind wir in einer so unwirklichen Gegend unterwegs wie hier.

Mit einer neuerlichen Wende nach rechts steuerten wir immer näher auf den Gipfel zu.

Einer der wenigen Blicke zurück auf das bereits geleistete. Bis hierher hatten wir schon ca. 2000 Höhenmeter in den Beinen.

Noch war der Gipfel des „Schermberg (2396m)“ nicht in Sicht. Dies sollte sich aber nach dieser Biegung schlagartig ändern.

Die „Mütze“ in der Bildmitte war unser zweites Tagesziel. Aber noch waren wir nicht dort angekommen. Auf diesem „Steinhaufen“ kamen wir uns vor wie in der Sauna.

Da das Terrain jetzt erheblich flacher war als eingangs machten wir viele „Wandermeter“ in wenigen Minuten.

Noch einmal ging es in vielen kleinen Serpentinen den Berghang empor.

Nun sollte es aber wirklich nicht mehr weit sein. Der höchste Punkt war schon zum Greifen nahe.

Die x-te Weggabelung an diesem Tag. Diese sollte uns später hinab zur „Welser Hütte (1740m)“ bringen. Jetzt jedoch war erst der finale Gipfelsturm angesagt.

Der anfangs mäßig steile Gipfelgrat Aufschwung …

… bevor es nochmal so richtig fies zur Sache ging.

Geschafft! Der zweite Gipfelsieg war unser. Die Strapazen hatten sich gelohnt. Die Rundumsicht war echt klasse hier oben.

Blick hinüber zum „Großen Priel (2515m)“ und zur „Spitzmauer (2446m)“.

Die Zeit verging wirklich wie im Flug und wir hatten noch ein ganz schönes Stück des Weges vor uns zurück ins Tal und deshalb machten wir uns nach einer kleinen Rast auch schon wieder an den Abstieg … der letzte für heute.

Den steilen Gipfelaufbau hinunter und ja nicht nach rechts blicken ist die Devise, denn da fällt die „Schermberg Nordwand“ sage und schreibe 1400 Meter senkrecht ab. Echt grausam!

… und „von nun an ging es bergab“ könnte man sagen.

Meine Wenigkeit beim Abstieg. Wie Ihr sehen könnt ist es jetzt um einiges frischer geworden … deshalb habe ich mir eine Haube aufgesetzt.

Es war gar nicht so einfach über diese riesigen Felsklötze, die noch dazu vereinzelt so scharf wie Rasierklingen waren, abzusteigen.

„Oba mit an bissal Gschick“ und Körpereinsatz schafft man das schon.

In manch einer Felsspalte lag noch immer der Schnee vom vergangenen Winter.

Wo bitte schön geht’s denn da jetzt lang?

So gut es ging stiegen wir nur über die Felsen ab, es kam jedoch schon mal vor das wir kurz über Schnee gehen mussten.

Was sollen wir dazu eigentlich viel sagen. Die Bilder sprechen für sich. Einfach wunderschön!

Jetzt aber verschlug es mir schon die Sprache. Sollte ich etwa im Hochsommer dieses steile Schneefeld queren müssen. Ja, leider … aber es war Gott sei Dank überhaupt nicht steil, geschweige denn gefährlich.

Dieses Schneefeld hatten wir geschafft …

Aber jetzt war endgültig Schluss mit Schnee.

Unterhalb vom „Sauzahn“ schlängelte sich der Wandersteig entlang.

Und wieder mal eine „Gams“. Diese ließ sich jedoch überhaupt nicht irritieren bei ihrer „Jausen Pause“. Gut für uns den sonst hätte es diesen Schnappschuss nicht gegeben.

Hier geht’s zur W.H. (Welser Hütte). Bitte nicht verwechseln mit W.C.

Mit Blick auf die „Welser Hütte (1740m)“ ging es die Fleischbänke hinab zurück.

Endlich wieder mal eine etwas kniffligere Passage inklusive Seilversicherungen und Eisenleitern.

Wir möchten anmerken, dass hier schon ein jeder Schritt sitzen muss. Bei der gesamten heutigen Bergtour ist Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und gute Kondition Voraussetzung um diese bewältigen zu können.

… und diese neuerliche Seilversicherung überwindend …

… erreichten wir wieder die „Welser Hütte (1740m)“. Natürlich machten wir nochmals einen kurzen Zwischenstopp auf der Hütte …

… bevor wir endgültig ins Tal abstiegen. Zuerst über dieses steile Geröllfeld zurück in den Latschen- bzw. Bergwald …

… und dann wieder unzählige Serpentinen talwärts.

Anscheinend hatte dieses junge „Gämslein“ dieselbe Idee. Ein ganzes Stück nach unten, immer wenige Meter voraus, begleitete es uns Richtung Tal.

Die größte und letzte Eisenleiter an diesem Tag. Noch einmal aufpassen denn die „Wanderhaxn“ wurden jetzt schon Meter für Meter schwerer.

Wie eine Schlange schlängelte sich das Steiglein hinunter.

Eine wunderschöne große Raupe querte unseren Abstiegsweg. Was wohl aus ihr einmal werden wird?

Auf der Ebene angekommen hatten wir noch einen kleinen „Forststraßenhatscher“ vor uns bis zum „Almtaler Haus“. Mit Blick zurück auf die beiden Gipfel die wir heute erobert hatten …

… erreichten wir das am späten Abend das „Almtaler Haus“. Ein 12 Stunden Wandertag fand bei einer gemütlichen Jause und einem Radler seinen Ausklang. Fazit: „A murds Tour oba schen woars und nix is gscheng“. In diesem Sinne. Tschüß.