Nationalpark Gesäuse - Leben in Fels und Stein
Ein wesentliches Charakteristikum des Nationalparks Gesäuse, mit dem er sich auch deutlich von allen anderen Nationalparks in Österreich abhebt, sind seine über 2300 Meter hohen Kalkgipfel.
Ein Großteil der Nationalparkfläche liegt im Bereich von Fels und Stein. Dieser dominiert auch das Landschaftsbild des Gesäuses mit zwei herausragenden (im wahrsten Sinne des Wortes) Gebirgsstöcken, die durch den tiefen Einschnitt der Enns getrennt werden. Dabei handelt es sich um den Buchsteinstock nördlich der Enns und um die Hochtorgruppe südlich der Enns. Letztere wird durch den Johnsbach von der Reichensteingruppe getrennt, die auch noch Anteil am Nationalpark hat.
Die Hochtorkette
Die Hochtorgruppe südlich der Enns ist wohl der markanteste Gebirgszug weit und breit. Die Gipfel von Westen nach Osten sind Ödstein, Festkogel, Hochtor, Roßkuppe, Planspitz und das etwas
abgetrennte Zinödl. Südlich vorgelagert befindet sich eine geologisch uneinheitliche Gruppe, die im Westen am Gamsstein beginnt und über Wolfbauernturm und Stadelfeldschneid bis zum Glaneggturm
und zur Glaneggmauer verläuft.
Isoliert von dieser Kette und ohne Trabanten steht der Lugauer an der südöstlichen Grenze des Nationalparks. Er wird auch als das "Steirische Matterhorn" bezeichnet.
Mit 2370 Metern ist das Hochtor die höchste Erhebung im Nationalpark Gesäuse. Die typische kettenförmige Ausprägung der Felswände sticht aus den benachbarten Gebirgsgruppen, wie Totes Gebirge
oder Hochschwab hervor, da diese eher einen plateauartigen Charakter aufweisen.
Besonders beeindruckend sind die steil ansteigenden Nordwände, die eine Höhe von 800 bis 900 Metern aufweisen. Insgesamt beträgt der Höhenunterschied zwischen Enns und den höchsten Gipfeln der
Gruppe etwa 1800 Meter.
Die Buchsteingruppe und der Tamischbachturm
Nördlich der Enns breiten sich von Westen beginnend der Große und Kleine Buchstein, die Tieflimauer (Tuifelmauer) und der Tamischbachturm aus. Der Große Buchstein weist ein kleines Plateau auf und hält mit 2224 Metern den höchsten Punkt in dieser Gebirgsgruppe. Die Ersteigungen des Kleinen Buchsteins oder auch der Tieflimauer gehören zu den schwierigsten Touren im Gesäuse.
Die Reichensteingruppe
Südlich der Enns, aber durch den Johnsbach von der Hochtorgruppe getrennt, befindet sich die Reichensteingruppe. Ein Teil dieses beeindruckenden Gebirges, das den Talraum um Admont überragt, liegt außerhalb des Nationalparks. Der Reichensteingipfel (2251 m) ist die höchste Erhebung dieses Gebirgszuges und bildet den Südwestpfeiler des Nationalparks Gesäuse. Die weiteren Gipfel Richtung Westen sind Sparafeld, Kalbling, die Riffel, Kreuzkogel, Kreuzmauer, Hahnstein und Schildmauer.
Das Leben in Fels und Stein
In der alpinen Region ist der Naturraum besonders reichhaltig differenziert. Hier wechseln auf engstem Raum Felsspaltenvegetation mit Schuttfluren, alpine Matten und Zwergstrauchgesellschaften
mit Latschenfeldern.
In zahlreichen Rinnen und Gräben gelangt der verwitterte Fels bis in die tiefen Lagen und bildet einen besonderen Lebensraum, in dem sich "angeschwemmte" hochalpine Pflanzenarten mit den
wärmeliebenderen Arten aus dem Talboden der Enns vermischen. Auch die eine oder andere Gämse steigt über diese Rinnen oft bis tief ins Tal hinab.
Eine Besonderheit im Gebiet ist die hohe Reliefenergie. Von den Auwäldern an der Enns bis hinauf zu den höchsten Felsgipfeln (Hochtor 2370m) durchschreitet man einen Höhenunterschied von 1800 Metern in nur wenigen 100 Metern horizontaler Distanz. Dies bedingt eine besonders abwechslungsreiche Landschaft und eine hohe Artenvielfalt auf engstem Raum.